Publikation Westerner 05.20

Auslikon, 17. April

 

Mit dem Erscheinen der neuen SVPS Brevetunterlagen Westernreiten wurde die dazugehörige Beschreibung und Zeichnung endlich der aktuellen Westernreitlehre angepasst. Dabei handelt es sich um den Grundsitz, der für die Grundausbildung des Pferdes für die Performance-Disziplinen Horsemanship, Trail, Western Pleasure und Western Riding notwendig ist. Aber auch in den Ranch und Kuh Klassen sowie im Reining ist ein ausbalancierter Grundsitz notwendig, um das Pferd in den jeweiligen Manövern nicht zu stören. Auch im neuen Regelbuch 2020 der EWU wurde die Beschreibung zu den positiven Ausführungsmerkmalen in der Disziplin Western Horsemanship erweitert. Diese ist ausführlicher als die kurze Zusammenfassung im Schweizer Brevet.

 

Kernpunkt des Grundsitzes im Westernreiten ist wie beim Klassischen Reiten der ausbalancierte Grundsitz des Reiters, der sich durch eine senkrechte Linie von Ohr, Schulter und Hüfte zum Absatz (Ferse oder Fussgelenk) bildet. Der Schenkel schmiegt sich dabei weich an den Rumpf des Pferdes an. Die Unterarme werden mit den Ellenbogen leicht vor dem Körper in Richtung zum Pferdemaul getragen. Dies ermöglicht eine weiche Verbindung durch die Zügelhilfen – falls notwendig. Der Reiter ist gefordert, diese balancierte Selbsthaltung zu erreichen, damit auch das Pferd als höchstes Ausbildungsziel in Selbsthaltung gehen kann – möglichst ohne Zügelhilfen. Dieser Grundsitz bedingt eine gewisse Eigenspannung im Körper des Reiters. Die Schwierigkeit besteht nun darin, diese Haltung in der Bewegung des Pferdes erhalten und sich dieser anpassen zu können. Dies wird mit dem Ausdruck «Losgelassenheit bei positiver Grundspannung» beschrieben. Neben der Balance führen Rhythmus und Timing des Reiters zum Bewegungsgefühl. Das Becken des Reiters schwingt sachte und die Gelenke federn in der Bewegung des Pferdes in den schwungvollen Gangarten Trab und Galopp mit. Alle reiterlichen Hilfen – Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen – führen in gegenseitiger Abstimmung zur Einwirkung auf das Pferd. Diese sollen möglichst unsichtbar werden damit grösstmögliche Harmonie zwischen Reiter und Pferd erzielt werden kann.

 

 

Dieser ausbalancierte Grundsitz mit senkrechter Lot-Linie gilt es jedoch nicht nur auf dem ebenen Reitplatz einzunehmen. Er ist auch notwendig um mit dem Pferd im Gelände sicher bergauf oder bergab gehen zu können oder sogar zu klettern. Je nach Steigung ist es notwendig, beim Aufstieg durch Vorneigen des Oberkörpers dem Pferd zu helfen, seine Balance zu erhalten. Um den Rücken des Pferdes zu entlasten, ermöglicht der Westernsattel es dem Reiter sehr einfach sich sowohl beim Auf- wie beim Abstieg aus den Fussgelenken heraus leicht aus dem Sattel zu drücken um ihm so mehr Bewegungsfreiheit zu geben aber auch den eigenen Körper durch allfällige ruckartige Bewegungen des Pferdes nicht aus der Balance zu bringen. Beim Abstieg im Westernsattel kann der Reiter deshalb auch in der Lotlinie bleiben und dem Pferd so durch eine neutrale Position ermöglichen, die Schultern gut anzuheben, die Kruppe zu senken und mit den Hinterbeinen gut unterzutreten. Gerade die neuen Extreme Trails oder Outdoor Parks dienen hierzu ausgezeichnet als Lernmöglichkeiten für einen ausbalancierten Sitz des Reiters.